U.O.E.N.O.

2015-17, 60 x 40 cm, UV-print on shaped acrylic glass
description

Die Serie U.O.E.N.O zeigt GE-Satellitenbildansichten von pazifischen Meeresoberflächen. Durch sie flimmert das blau-beige Farbspektrum der unter ihnen liegenden Korallenbänke und über ihnen türmen sich Wolkenkonstellationen auf, in deren Schattenwurf sich etwas Außergewöhnliches abzeichnet.

Die titelgebende, der Jugendsprache entnommene Abkürzung für ‘You don’t even know’ klingt wie eine verhöhnende Antwort, die Google den Nutzer*innen auf die Frage, was da zu sehen ist, geben könnte. Sie verweist auf die Ratlosigkeit, die gegenüber einer sich dort neu eröffnenden Dimension aufkommt.

Der fotografische Bildraum erweitert sich, indem neben Wolkenschichten, Meeresoberfläche und teils sichtbarem Meeresboden, in den Schattenflächen stadtartige Strukturen in psychedelischen Farbmustern auftauchen. Man denkt an versunkene antike Architekturen, an unter Wasser geheimgehaltene, militärische Gebäudekomplexe oder an riesige futuristische Raumschiffe, jedoch lässt sich nicht klären, wie diese in ihrer rechteckigen Geometrie konstruiert wirkenden Formgeflechte tatsächlich ins Bild gekommen sind – ob durch optische Effekte, die durch bestimmte Winkel, Lichtverhältnisse oder Spiegelungen bei der fotografischen Aufzeichnung durch den Satelliten auftraten, durch Komprimierungsfehler bei der Übertragung der digitalen Bilder oder auch durch eine algorithmisch berechnete Ausstaffierung des Dunkels im Wolkenschatten im Konstruktionsprozess des GE-Modells.

Diese nicht herleitbare Erweiterung des Bildraums, die sein fotorealistisches Erscheinungsbild nicht aufbricht, sondern ihm einen zusätzlichen virtuellen Raum, der anzunehmender Weise im Physischen nicht existiert, hinzufügt, wird in u.o.e.n.o um eine weitere räumliche Ebene ergänzt. Zum Einsatz kommt eine unkonventionelle Herstellungstechnik, bei der Acrylglas, das mit den sonderbaren Motiven bedruckt ist, durch Erhitzen reliefartig verformt wird. Die Zurückführung in den physischen Raum ist dabei nicht darauf ausgelegt, eine dem Bildraum entsprechende Form zu erschaffen, sondern im Gegenteil eine von ihm losgelöste Plastizität, die wie die neu auftretenden eigenartigen Strukturen in den Wolkenschatten, gewissermaßen zur einer alternativen räumlichen Dimension führt.

Gleichzeitig wird auch bei der hinzugefügten physischen Raumebene, obwohl diese völlig neuartige Perspektiven auf das Bild hervorbringt, durch die Verformung des bedruckten Acrylglases die geschlossene fotorealistische Darstellung des Satellitenbildes nicht verletzt. Die materiellen Limitierungen, etwa zu große Hitze oder zu steile Biegungen, wobei der Druck verbrennen oder aufplatzen könnte, werden nicht überschritten, sodass die eigentümliche Verdreifachung des Raums dennoch wie eine gegenseitig sich erweiternde Einheit wirkt.

3D-Visualisation made with cables.gl